Die SPD-Vorsitzende, Andrea Schreck, konnte am Samstag, den 15. November 2025, zahlreiche interessierte Gäste zur Lesung „Deckname Antenne – Ein Journalist im Visier der Stasi“ begrüßen. Autor und Referent des Abends war Eberhard Schellenberger, ehemaliger Leiter des BR-Studios Mainfranken.
Das deutsch-deutsche Zusammenleben begleitete den Würzburger Journalisten Eberhard Schellenberger, Jahrgang 1957, privat und als langjährigen BR-Reporter ein ganzes Leben lang und wurde zu seinem journalistischen "Lebensthema". Schon bei seiner ersten, privaten Einreise in die DDR 1984 legte die Stasi eine Akte von 400 Seiten über ihn an. Eng überwacht wurde er vor allem im Zuge der Verhandlungen zur Städtepartnerschaft Würzburg- Suhl.
Als BR-Reporter hatte er mehrfach in der DDR gearbeitet und war dabei - sogar schon bei seinem ersten Besuch - in den Fokus der Staatssicher-heit zu geraten. Die Stasi legte über ihn eine eigene Akte an – mit dem Decknamen „Antenne“. Als Eberhard Schellenberger 1984 mit seiner Frau das erste Mal privat eine Brieffreundschaft besuchte, heftete sich die Staatssicherheit an die Fersen des damaligen BR-Jungjournalisten. Nach dem Mauerfall tauchten zwei Akten der Staatssicherheit über Schellenberger auf. Die Akte „Journalist“ in Cottbus zu den privaten Reisen und die Akte „Antenne“ in Würzburgs Partnerstadt Suhl. Auf 400 Seiten fanden sich neben fast schon Skurrilem auch Nichtigkeiten und Belangloses, aber auch viel Perfides und es wird ihm klar, dass er in der DDR oft wie ein Staatsfeind behandelt wurde. Die Stasi hörte Telefonate von ihm zwischen Suhl und Würzburg ab und dokumentierte sie ebenso wie mitgeschnittene Radiosendungen. Bei Besuchen in Suhl im Zuge der Partnerschaftsverhandlungen wurde Eberhard Schellenberger lückenlos überwacht, es entstanden minutengenaue Protokolle, die beispielhaft im Buch dokumentiert werden.
Die Stasi unterstellte ihm, er arbeite mit „imperialistischen Geheimkräften“ zusammen und ließ ihn bis zum Mauerfall bei jedem DDR-Besuch nicht mehr aus den Augen. Aber auch im Westen hatte die Staatssicherheit Spitzel. So warb sie drei Würzburger Studenten am Plattensee in Ungarn für ihre Zwecke an.
Anhand dieser persönlichen Erlebnisse, historischer Dokumente, Bildern und Originalmaterial bot Schellenberger den Zuhörerinnen und Zuhörern einen eindrucksvollen Einblick in seine journalistische Arbeit und die politischen Rahmenbedingungen jener Jahre. Sein engagiertes Plädoyer für die Bedeutung von Demokratie und Pressefreiheit fand großen Zuspruch im Publikum, was sich anschließend im Interesse an den von ihm signierten Büchern zeigte.
Andrea Schreck bedankte sich herzlich bei allen Besucherinnen und Besuchern für ihr Kommen sowie bei Eberhard Schellenberger für einen informativen und eindrucksvollen Abend.